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Amyloidose:
Eine Übersicht für Betroffene

Amyloidose Schweiz Krankheit

Amyloidose: Ursachen sind abnormale Eiweisse

Die Ursachen der Amyloidose sind verschieden. Dahinter können unter anderem bestimmte Krebserkrankungen, chronische Entzündungen oder erbliche Faktoren stecken. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sich unnormal gefaltete Eiweisse zusammenballen und im Gewebe ablagern. Diese Ablagerungen bestehen aus unlöslichen Eiweissfasern, den sogenannten Amyloidfibrillen. Der Körper bildet sie schneller als er sie wieder abbauen kann. Die abnormalen Eiweisse stören den Stoffwechsel und die Funktion verschiedenster Organe.
Entweder bilden sich die Amyloide nur an einem Ort und lagern sich ausschliesslich dort ab (lokale Amyloidose) oder sie werden an einer Stelle produziert und lagern sich dann an verschiedensten Regionen im Organismus ab (systemische Amyloidose). Es gibt – je nach Amyloid-auslösendem Eiweiss – viele verschiedene Formen der Amyloidose. Die wichtigsten im Überblick.

AL-Amyloidose (Leichtketten)

Dabei lagern sich Untereinheiten von Eiweissen im Gewebe ab, die bei der Immunabwehr eine wesentliche Rolle spielen. Sie heissen Immunglobulin-Leichtketten. Krankhaft veränderte Immunzellen im Knochenmark oder den Lymphdrüsen (Plasma- oder Lymphzellen) stellen diese abnormalen Leichtketten her. Die Entstehung der AL-Amyloidose ist eng verwandt und teilweise verknüpft mit Krebserkrankungen des Knochenmarks und der Lymphdrüsen, zum Beispiel dem Plasmazellmyelom oder dem Non-Hodgkin Lymphom.

ATTR-Amyloidosen

Seltener sind bei Amyloidosen die Gene mit im Spiel. In verschiedenen Regionen der Welt, etwa Japan, Schweden und Portugal, kommen vererbte Amyloidosen gehäuft vor, nicht aber in der Schweiz.
Bei der familiären Transthyretin-Amyloidose (familiäre oder vererbte ATTR-Amyloidose = ATTRv-Amyloidose) liegt die Ursache in einem Gendefekt, der das sogenannte Transthyretin-Gen betrifft. Durch diese Mutation bildet vor allem die Leber ein fehlerhaftes Transporteiweiss namens Transthyretin. Es ist für den Transport der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Retinol zuständig. Die Eiweisse lagern sich besonders an den Nerven, am Herz, Darm und in den Augen ab.

AA-Amyloidose

Die Ursachen sind chronische Entzündungen, die über etwa 20 Jahre (und manchmal auch deutlich kürzer) vorhanden sind. Dies können Lungen- und Hautinfektionen (z. B. Tuberkulose), aber auch entzündliche rheumatische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und seltener erblich bedingte Fiebererkrankungen (z. B. familiäres Mittelmeerfieber = FMF) sein.
Die chronische Entzündung sorgt dafür, dass die Leber dauerhaft zu hohe Mengen des Eiweisses Serum Amyloid A (SAA) produziert. Diese können sich in AA-Fibrillen umwandeln, die sich vorwiegend in der Milz und später in den Nieren ablagern. Auch die Leber und der Magen-Darm-Trakt können betroffen sein. Das Herz ist selten beteiligt. Die AA-Amyloidose selbst ist nicht vererbt, kommt aber im Rahmen mancher Erbkrankheiten vor.

Amyloidose Krankheit

Symptome: Amyloidose ruft verschiedene Beschwerden hervor

So verschiedenen Amyloidosen sind, so unterschiedliche Symptome können sie auch hervorrufen. Die Beschwerden sind nicht bei jedem Patienten und jeder Patientin gleich und auch nicht gleich schwer ausgeprägt. Eine Rolle spielt es, welcher Amyloidose-Typ vorliegt und in welchen Organen sich die unlöslichen Eiweisse ablagern. Bei der systemischen Amyloidose sind in der Regel mehrere Organe zugleich betroffen. Bei lokalen Amyloidosen finden sich die Eiweissablagerungen dagegen nur örtlich, etwa in der Haut.
Die ersten Symptome bei einer Amyloidose sind oft sehr uncharakteristisch. So kommen allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit vor. Diese sind jedoch auch Begleiter bei vielen anderen Krankheiten, weshalb viele sie falsch interpretieren.
Warnzeichen für eine systemische Amyloidose können zum Beispiel sein:

  • Herz: z. B. Atemnot und Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung, Wassereinlagerungen (Ödeme), Herzrhythmusstörungen (z. B. Herzrasen, Herzstolpern), Ohnmachtsanfälle

  • Niere: z. B. Wassereinlagerungen (z. B. Augenlider, Knöchel, Füsse, Unterschenkel), schäumender Urin aufgrund einer erhöhten Ausscheidung von Eiweissen, Nierenversagen

  • Leber: z. B. vergrösserte und versteifte Leber, Wassereinlagerungen im Bauchraum (Bauchwassersucht = Aszites)

  • Magen-Darm-Trakt: z. B. Schluckstörungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Blutungen im Verdauungstrakt

  • Augen: z. B. trockene Augen, Glaskörpertrübung, erhöhter Augeninnendruck (Grüner Star = Glaukom)

  • Nervensystem: z. B. Schmerzen und Taubheitsgefühle in den Händen und Füssen, Störungen der Darmbewegungen und Blasenentleerung, Erektile Dysfunktion

  • Weichteile und andere Bereiche: z. B. geschwollene und vergrösserte Zunge (Makroglossie), Heiserkeit, Hauteinblutungen – z. B. in den Augenlidern („Waschbärenaugen“), Karpaltunnelsyndrom, geschwollene Gelenke, vergrösserte Milz, Muskelschwäche, Fatigue

Amyloidose: Diagnose

Bei vielen Patienten und Patientinnen wird die Amyloidose erst nach einiger Zeit festgestellt. Ein Grund ist, dass die Symptome oft zu untypisch sind. Studien zeigen, dass ungefähr 20 Prozent der Patienten und Patientinnen mit AL-Amyloidose die Diagnose erst nach mehr als zwei Jahren erhalten. Bei rund 42 Prozent der Patienten und Patientinnen mit einer ATTRwt-Amyloidose finden wir die Erkrankung erst mehr als vier Jahre nach dem Beginn der Symptome.
Die Diagnose beginnt immer mit dem Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte, der Anamnese. Es werden Ihnen zum Beispiel folgende Fragen gestellt:

  • Welche Symptome haben Sie genau?

  • Wann sind sie erstmals aufgetreten?

  • Wo zeigen sich die Beschwerden besonders?

  • Wie intensiv sind sie ausgeprägt?

  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt?

  • Gibt es Erkrankungen in Ihrer Familie?

  • Unterziehen Sie sich Behandlungen?

  • Nehmen Sie regelmässig Medikamente ein?

Ihre Antworten helfen bei einer ersten Einschätzung. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Körper gründlich untersucht und abgetastet wird. So lassen sich Veränderungen aufspüren. Zudem wird das Herz und die Lunge abgehört.

Weitere Untersuchungen

Beim Verdacht auf eine Amyloidose folgen weitere Untersuchungen, um das abgelagerte Amyloid im Gewebe nachzuweisen:
Gewebeprobe (Biopsie): Das Gewebe in der Regel aus dem Bauchfett oder der Enddarmschleimhaut entnommen. Seltener wird die Gewebeprobe aufgrund der möglichen Risiken aus dem Organ gewonnen, in dem wir die Eiweissablagerungen vermuten (z. B. Herz, Niere). In manchen Fällen ist zusätzlich eine Knochenmarksbiopsie notwendig.
Wichtig für die Diagnose ist aber nicht nur der reine Nachweis der Amyloide, sondern auch die Bestimmung des Amyloidose-Typs. Wir müssen wissen, welche Art von Eiweiss sich abgelagert hat. Denn danach richtet sich die Behandlung. Folgende weitere Untersuchungen kommen zum Beispiel zum Einsatz:

  • Urinuntersuchung, B. Bestimmung der Eiweissmenge im Urin, Verhältnis von Albumin/Kreatinin

  • Blutuntersuchung, z. B. Blutbild, Elektrolyte, Leberwerte wie alkalische Phosphatase und Gamma-GT, Immunglobuline

  • Immunhistochemische Untersuchungen: Wir färben das entnommene Gewebe mit dem Farbstoff Kongorot an und untersuchen es anschliessend. Das Amyloid bindet das Kongorot. Unter polarisiertem Licht leuchten die Ablagerungen dann grünlich.

  • Gentest, etwa beim Verdacht auf familiäre ATTR-Amyloidose

  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

  • Röntgenuntersuchung

  • Elektrokardiografie (EKG) und Herzultraschall (Echokardiografie)

  • Computertomografie (CT)

  • Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie)

  • Lungenfunktionsprüfung, z. B. Spirometrie

  • Endoskopie

  • Elektromyografie (EMG) – ein Test, um die Muskelfunktion zu überprüfen

  • Elektroneurografie (ENG) – sie zeigt, wie gut die Nerven funktionieren

  • Skelettszintigrafie – ein nuklearmedizinisches Verfahren, mit dem sich eine erhöhte Stoffwechselaktivität nachweisen lässt

Quelle: www.usz.ch

Amyloidose:
Häufigkeit und Alter

Die genaue Häufigkeit der verschiedenen Amyloidose-Typen ist schwer zu bestimmen. Einige Schätzungen sind:

  1. AL-Amyloidose: In Nordamerika erkranken jährlich 5 bis 13 von einer Million Menschen neu an AL-Amyloidose. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter, und Männer sind häufiger betroffen als Frauen. AL-Amyloidose ist eine der häufigsten Formen der Amyloidose [1].

  2. Hereditäre ATTR-Amyloidose (ATTRv-Amyloidose): Weltweit sind etwa 5.000 bis 10.000 Menschen betroffen. Diese Form gehört zu den seltenen Erkrankungen (orphan diseases) [1].

  3. Wildtyp-Transthyretin-Amyloidose (ATTRwt-Amyloidose): Diese altersbedingte Form wird zunehmend diagnostiziert. Etwa 25 Prozent der über 80-Jährigen und circa 13 Prozent der über 60-Jährigen mit Herzschwäche (mit erhaltener linksventrikulärer Auswurffraktion) sind wahrscheinlich betroffen. Die tatsächliche Häufigkeit wird vermutlich unterschätzt [4].

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